The Dragon´s Return

Dark Paranormal Romanc

Mit zwölf Jahren muss Dorkan Manami fluchtartig verlassen. Dunkle Mächte haben seinen Vater getötet und das Reich an sich gerissen. Zwölf Jahre später kehrt er zurück, doch nichts ist mehr, wie es war. Nach seiner Rückkehr begegnen ihm nur Misstrauen und Ablehnung und Dorkan fragt sich: Was ist in Manami seit dem Tod seines Vaters passiert? Wo verstecken sich die Rebellen - und vor allem: Was hat der blaue Drache mit ihm zu tun?

 

 

Luisa Schönenkamp könnte mit ihrem Leben zufrieden sein, aber seit ihrem großen schriftstellerischen Erfolg läuft es in ihrer Beziehung nicht mehr rund. Liebesleben? Fehlanzeige!

 

Mehr und mehr verliert sie sich in ihrem neuen Roman, denn Dorkan ist genauso, wie Luisa sich einen Traummann vorstellt: groß, stark, dominant, furchtlos - und verdammt heiß.

 

 Sie träumt davon, Teil ihrer eigenen Fantasiewelt zu sein - und verändert sich immer mehr. Was als Schwärmerei beginnt, gerät schließlich außer Kontrolle und reißt Luisa mit sich in eine andere Welt.

 

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Steckbrief

 

Name: Luisa Schönenkamp

 

Alter: 26

 

Beruf: Autorin

 

Beziehungsstatus: in einer Beziehung mit Marvin

 

Hobbies: Reiten

 

 

 Steckbrief

 

Name: Dorkan, Sohn des Durias, letzter Herrscher von Manami

 

Alter: 24

 

Beruf: gelernter Schmied und Magier

 

Beziehungsstatus: Single

 

Hobbies: Ich habe keine Hobbies, sondern Leidenschaften und eine Bestimmung.

 

 

Leseprobe

 

Je weiter er die Straße hinunter ritt, umso deutlicher nahm er den Lichtschein wahr. Schließlich erkannte er, dass es sich um eine Gastwirtschaft handelte: Auberge, las er auf einem Schild, als er davor angekommen war. Herberge. Das klang vielversprechend. Vielleicht konnte er heute mal wieder in einem anständigen Bett schlafen. Dorkan stieg ab, band Orfeo an einem Pfosten fest und spähte durch ein Fenster.
  Drinnen war es schummrig. Es war ein kleines Lokal, mit nur sechs einfachen Holztischen und ein paar Stühlen drumherum: zwei Tische rechts vom Eingang, vier links. Drei davon waren besetzt. Dorkan zählte sieben Männer. Vor der hinteren Wand erstreckte sich die Bar, an der ein einzelner Gast auf einem Barhocker saß und mit der Bedienung, einer auffallend hübschen Frau mit pechschwarzen Haaren, im Gespräch war.
  Er öffnete die Tür. Die sieben Männer unterbrachen ihre Unterhaltung und sahen auf, als er den Raum betrat. Während er sich der Theke näherte, spürte er ihre Blicke im Rücken. Würde sich die Erfahrung aus Velaris hier wiederholen?
  Er ergriff einen der Hocker, rückte ihn zurecht und nahm darauf Platz. Die Bedienung hob den Kopf, sah ihn an, sagte leise etwas zu dem anderen Gast und kam zu ihm herüber. Die schwarzen Haare fielen in lockeren Wellen bis auf die Schultern und umrahmten ihr Gesicht. Zwei tiefblaue Augen blickten ihn daraus an. Wie zwei Sterne in dunkler Nacht. Über einem einfachen Baumwollkleid mit halblangen Ärmeln hatte sie ein geschnürtes, dunkelgrünes Oberteil aus grobem Leinen an. Die Schnürung betonte ihre schlanke Taille und präsentierte ihm einen Ausschnitt, der gerade so eben bis zum Ansatz des Dekolletés reichte. Tief genug, um einen Mann neugierig zu machen, aber dennoch so weit geschlossen, um nicht als unanständig zu gelten. In seinem Rücken vernahm Dorkan ein Hintergrundgemurmel, was ihm sagte, dass die übrigen Gäste ihre Unterhaltung wieder aufgenommen hatten.
  »Guten Abend. Was darf´s sein?«, fragte sie ihn mit geschäftsmäßiger Freundlichkeit.
  »Ein Bier bitte.«
  »Bier. Klar. Kommt sofort.« Sie nahm einen Krug vom Regal. »Außerdem noch etwas?«
  »Wenn Sie schon so fragen ... ja. Ich bin auf der Durchreise und suche ein Zimmer für eine Nacht sowie einen Stall für mein Pferd. Es steht draußen vor der Tür.«
  Sie betätigte den Zapfhahn. Dorkan sah im Geiste vor sich, wie der goldgelbe Saft in den Krug strömte und die kleinen Kohlensäurebläschen in einem Wirbel nach oben stiegen, wo sich der erste Schaum absetzte. Er konnte den Geschmack des Bieres schon auf der Zunge schmecken.
  »Auf der Durchreise? Wohin geht´s denn? Ich habe Sie hier noch nie gesehen.«
  Er zögerte kurz, ob er das wahre Ziel seiner Reise angeben sollte, entschied sich aber für die Wahrheit.
  »Ich will nach Schloss Ilaria. Könnt Ihr mir sagen, ob ich auf dem richtigen Weg bin?«
  Schlagartig verstummte die Konversation im Raum. Obwohl er den übrigen Anwesenden den Rücken zukehrte, spürte er ein weiteres Mal, wie ihre Blicke sich auf ihn richteten - und nicht nur das. Es lag plötzlich eine Elektrizität in der Luft, die spürbar war und die sich jeden Moment entladen konnte.
  Die Frau stellte das Bier vor ihn hin. Ihre Pupillen hatten sich zu kleinen Stecknadelköpfen zusammengezogen. »Was wollen Sie auf Schloss Ilaria?«
  »Ich kenne dort ein paar Leute. Ich will sie besuchen. Ist das hier der richtige Weg?«
  Er hob den Krug an die Lippen und nahm einen langen Schluck, bevor er ihn wieder absetzte und sein Gegenüber ansah.
  »Die Reise können Sie sich sparen. Auf Schloss Ilaria gibt es niemanden mehr. Es ist schon lange verlassen. Ein Zimmer für die Nacht können Sie haben und für Ihr Pferd ist Platz im Stall hinter dem Haus. Sie sollten sehen, dass Sie sich besser ein anderes Reiseziel suchen, Herr ...?«
  »Veljho. Ich heiße Veljho, und Sie?«
  »Ich bin Leandra. Hör zu Veljho, du kannst hier übernachten, aber danach solltest du besser verschwinden. Manami ist ein unsicherer Ort und kein Spielplatz für Leute, die sich die Landschaft ansehen wollen.«
  Er wusste selbst nicht, wie er auf den Namen Veljho gekommen war, aber angesichts des offensichtlichen Misstrauens und der merkwürdigen Stimmung im Raum hatte er es für besser erachtet, seinen wahren Namen nicht preiszugeben. Noch nicht.
  »Was willst du damit sagen? Hat es mit den Rebellen zu tun?«
  »Was weißt du von den Rebellen?«, fragte sie ihn scharf.
  »Gar nichts.« Er zog die Münze aus der Tasche, welche er von Amira bekommen hatte, und legte sie auf die Theke. »Aber ich würde gern mehr erfahren. Weißt du, wo ich Valerius finde? Den Kerzenmacher.«
  Leandra warf einen Blick auf die Münze und danach auf ihn. Ihre Augen schienen ihn zu durchbohren. »Woher hast du das?«, fragte sie ihn, die Münze in der Hand haltend.
  »Eine alte Frau, Amira, hat sie mir gegeben. Sie sagte, ich soll nach Valerius dem Kerzenmacher fragen. Weißt du, wo er ist?«
  Sie legte die Münze zurück auf den Tresen, nahm einen schmutzigen Becher und tauchte ihn ins Wasserbecken, um ihn zu reinigen. »Valerius ist schon lange tot«, sagte sie, während sie den Becher mit einem Tuch trocknete. Seit sie ihm die Münze zurückgegeben hatte, hatte sie ihn nicht mehr angesehen. Dorkan hatte das Gefühl, sie verschwieg ihm etwas. »Komm«, sagte sie, nachdem sie den Becher weggeräumt hatte, »ich zeige dir deine Kammer.« Sie griff nach einem Schlüsselbund, der an einem Haken hing, und sagte zu dem Gast am Ende der Theke: »Korman, bring das Pferd von Veljho in den Stall. Ich bin gleich zurück.« Daraufhin wandte sie sich ihm wieder zu und sagte mit Bestimmtheit: »Folge mir.«
  Als sie hinter der Theke hervortrat, konnte er einen Blick auf ihr ganzes Gewand werfen. Das leichte Baumwollkleid reichte ihr bis kurz vor die Knöchel, das grüne Schnüroberteil endete etwa eine Handbreit darüber. Es war nicht komplett geschlossen, sondern hatte an den Seiten lange Schlitze, sodass das baumwollene Unterkleid beim Gehen ab und zu hervorschaute.
  Dorkan folgte ihr eine Treppe in den ersten Stock hinauf und fragte sich dabei, was sie unter dem Kleid tragen mochte. Oben angekommen führte sie ihn einen Korridor entlang und öffnete die letzte Tür auf der rechten Seite.
  »Hier ist dein Zimmer«, sagte sie zur Seite tretend und ihn vorbeilassend.
  Der Raum war mit einfachen Holzmöbeln eingerichtet. Außer einem großen Bett gab es einen Stuhl sowie einen Holztisch, auf dem eine Porzellanschale mit blauen Streublümchen und ein Wasserkrug mit gleichem Muster stand. Auf dem Boden lag ein abgewetzter, brauner Teppich, vor dem Fenster hingen schwere Gardinen – gleichfalls braun.
  »Die Toilette ist auf dem Gang. Frühstück gibts um acht. Wenn noch etwas sein sollte ...«, sie ergriff den Türknauf, »ich bin unten erreichbar.«
  »Ja, da wäre noch etwas«, erwiderte er und legte seine Hand auf ihre, damit sie die Tür nicht schließen konnte. Ein sonderbares Gefühl durchfuhr ihn bei der Berührung. Für einen Augenblick glaubte er, ihren Herzschlag in seiner Brust zu fühlen. Leandra schien es auch gespürt zu haben, denn es lag Überraschung in ihrem Blick. Für die Dauer eines Wimpernschlags verhakten sich ihre Blicke, dann zog er die Hand zurück und sagte: »Tut mir leid, wenn ich vielleicht aufdringlich erscheine, aber ... ist irgendwas mit mir? Wirke ich irgendwie bedrohlich auf dich? Ich meine ... seit ich nach Manami gekommen bin, will niemand mit mir reden. Was ist nur los mit den Leuten hier? Irgendetwas scheint passiert zu sein, aber niemand will mir sagen, was. Bis auf Amira, aber ...«
  »Wie geht es Amira?«, fragte Leandra. Ihre Stimme klang anders als zuvor. Weniger schroff, sondern voller Zärtlichkeit und Sorge.
  »Du kennst sie?«
  Sie nickte, trat ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
  »Jeder in Manami kennt Amira. Sie ist das letzte Bindeglied an die alte Zeit, bevor ... Wie geht es ihr?«
  »Sie ist alt und hat sich beim Gehen auf einen Stock gestützt. Aber ich hatte den Eindruck, dass sie die Einzige im ganzen Ort war, die keine Angst hatte. Sie sagte, ihre Zeit sei bald gekommen und ...«
  »Dann sind wir verloren.« Leandra klang bestürzt. Ihre Augen verfinsterten sich, sie starrte geradeaus, durch ihn hindurch.
  »Verloren? Warum?«
  »Amira darf nicht sterben. Jetzt noch nicht. Es wäre das Ende.«
  »Das Ende? Wovon?«
  Sie sah ihn an, als ob sie sich seiner Anwesenheit jetzt erst bewusst gewesen wäre. »Es dauert zu lange, das zu erklären«, sagte sie. Auf einmal erschien sie ihm müde und abgeschlagen.
  »Bitte«, entgegnete er inständig. »Kannst du mir denn nicht versuchen zu erklären, was die Menschen hier so bedrückt? Wovor haben alle solche Angst? Ich hatte gehofft, Valerius könnte mir weiterhelfen, aber ...« Er seufzte und ließ sich auf das Bett sinken. »Ich will euch nichts Böses. Bitte glaub mir. Ich will nur nach Schloss Ilaria und sehen, ob ich dort noch Menschen finde, die ich kenne. Bitte!«
  Ihr abwesender Ausdruck im Gesicht war verschwunden, stattdessen sah sie ihn kritisch an. »Menschen, die du kennst? Du meinst ... von früher? Hast du denn früher in Manami gelebt?«
  Dorkan nickte. »Ja. Es ist lange her. Ich war noch ein Kind. Aber ich habe Manami nie vergessen. Als Kind hatte ich nicht die Möglichkeit zurückzukommen. Aber jetzt bin ich ein Mann und ich wollte sehen, was von den alten Erinnerungen noch übrig ist.«
  Der raue Ton kehrte in ihre Stimme zurück, gepaart mit einer Spur Bitterkeit: »Spar dir die Mühe. Auf Ilaria wirst du nichts finden. Nichts und niemanden. Es ist zerstört. Verfallen. Seit damals, ... seit ... seit dem Tod von König Durias. Seitdem herrscht Krieg in Manami. Moran, Zerebo und Torrento haben Manami unter sich aufgeteilt. Sie beuten uns aus, hetzen uns gegeneinander auf, verwüsten das Land – und der Schlimmste von allen ist Moran. Seine Gier nach Macht kennt keine Grenzen, ebenso wenig wie seine Einfälle, wie er die Menschen in Angst und Schrecken versetzen kann. Du solltest dahin gehen, wo du herkommst, Veljho. Behalte Manami besser so in Erinnerung, wie du es kanntest.« Sie drehte sich um, öffnete die Tür und sagte im Hinausgehen: »Ich wünsche dir eine gute Nacht.«
  Dorkan blickte noch einen Moment gedankenversunken auf die Tür. Leandra weckte seine Neugier. Sie schien eine resolute Geschäftsfrau zu sein, die sich von niemand die Butter vom Brot nehmen ließ, aber er hatte auch eine weiche, verletzliche Seite an ihr entdeckt. Und sie war ausgesprochen hübsch. Seit der Nacht mit Caro hatte er keine Frau mehr in seinem Bett liegen gehabt. Leandra gefiel ihm. Sehr. Er konnte sich jedoch nicht vorstellen, dass eine Frau wie sie mit ein paar Komplimenten und etwas Charme ins Bett zu bekommen war. Das war aber nicht das Einzige, was ungewöhnlich an ihr war. Er erinnerte sich an die Berührung ihrer Hand und das merkwürdige Gefühl, das er dabei gehabt hatte. Das war kein erregendes Prickeln gewesen, wie er es bei anderen Frauen gespürt hatte, wenn er sie berührte. Es war etwas, das er so noch nie zuvor erlebt hatte und das er nicht beschreiben konnte. Er stand auf und zog sich die Schuhe aus, öffnete die Hose und streifte sie die Beine runter. Vielleicht ergab sich morgen eine Gelegenheit, Leandra näher zu kommen und ihr ein paar Geheimnisse zu entlocken.
  Er warf die Hose auf den Stuhl, zog sich den Gambeson aus und legte ihn dazu. Um seinen Hals hing die Kette mit Mutters Medaillon. Es wird dich führen, hörte er sie zu ihm sagen, als sie es ihm um den Hals gelegt hatte. Seit diesem Tag hatte er es nie wieder abgelegt. Er berührte das Amulett, zog die Kette etwas vom Körper ab und betrachtete es. Es war ein Oval. Die Vorderseite war gewölbt, die Rückseite glatt und gerade. Wie ein durchgeschnittenes Ei, nur flacher. Vorne war der Drache von Manami zu sehen. Sein blauer Körper glich der einer Schlange auf vier Beinen, deren Füße mit je vier Krallen besetzt waren – wie bei einem Greifvogel. Der gesamte Rücken, bis zur Schwanzspitze, war mit einem silbrigen Zackenkamm versehen und der Schwanz selbst endete in einer dicken goldenen Quaste, wie bei einem Löwen. Der Kopf aber war das Eindrucksvollste: In dem riesigen, weitgeöffneten Kiefer steckten messerscharfe Zähne. Die Zunge hing ihm aus dem Maul und ganz oben auf dem Kopf schauten unter einer dichten, ebenfalls goldenen Mähne die blauen Augen hervor, die auf dem Medaillon mit zwei winzigen blauen Edelsteinen dargestellt waren.
  »Wohin wirst du mich führen, blauer Drache?«, sagte er laut.
  Dann fiel ihm etwas ein. Er ging zu dem Stuhl, griff nach der Hose und fasste in die rechte Tasche, in welcher sich die Münze befand, die Amira ihm gegeben hatte. Er betrachtete den Drachen darauf und verglich ihn mit dem auf dem Amulett. Sie waren identisch. Die gleiche Pose, der gleiche Drache. Nur dass der Drache auf der Münze nicht so detailreich und farbenfroh war. Er wollte die Münze in die Hosentasche zurückgleiten lassen, doch sie fiel auf den Boden. Als er sich nach ihr bückte, um sie aufzuheben, bemerkte er an der Stelle, an welcher der rechte Fußrücken in den Knöchel überging, eine fingernagelgroße, bläuliche Verfärbung. Ein blauer Fleck? Er strich mit dem Zeigefinger darüber, aber die Stelle schmerzte nicht. Stattdessen setzte dort ein Pulsieren ein. Nur ein paar Sekunden, dann war es vorbei.